25.11.2019 11:41

Liebevolle Güte: Zen und Metta-Meditation

Als Zen-Neuling habe ich Respekt vor dem bevorstehenden fünftägigen Kurs. Doch das Thema «Metta-Meditation» interessiert mich sehr, also nehme ich die Form und Dauer eines Sesshin in Kauf. Bei einigen anderen Kursteilnehmenden war es ebenfalls diese Neugierde, die sie zum Kursbesuch motiviert hat. So sitzen wir gemeinsam, leiden gemeinsam, wenn die Knie oder der Rücken schmerzen, freuen uns aber auch ob geistigen Höhenflügen während der Meditation.

 

Anders als im traditionellen Zen, wo möglichst alle physischen und psychischen Ablenkungen wie Gedanken, Schmerzen, störende Fliegen usw. nicht beachtet, losgelassen werden oder von selbst vorbeigehen, sitzen wir in liebevoller Güte (Metta) und arbeiten mit den Metta-Sätzen:

 

Möge ich glücklich und zufrieden sein.

Möge ich mich sicher und geborgen fühlen.

Möge ich Sorge zu mir tragen.

Möge ich gesund sein...

 

Alles und jeder hat Geburtstag

Während der nächsten Tage erweitern wir die Sätze auf uns nahestehende Personen, uns flüchtig bekannte Personen, sogar Menschen, die wir nicht mögen und zuletzt auf alle fühlenden Lebewesen, also auch Tiere und Pflanzen, die ganze Welt. So, wie ein Stein im Wasser immer weitere Kreise zieht, dehnen wir unsere wohlwollende Güte aus. Wir sollen uns vorstellen, dass alles und jede/r Geburtstag hat und wir ihnen nur das Beste wünschen!

Die liebevolle und wohlwollende Haltung der Kursleitung und aller Teilnehmenden ist wirklich spürbar. Neben der Sitzmeditation lockern uns die angeleiteten Atem- und Körperübungen auf. Das Thema wird in vielen Einzelgesprächen und regelmässigen Vorträgen erläutert, so dass wir alle Klarheit und Verständnis erlangen.

 

Die innere Haltung passt

Zen hatte in meiner Vorstellung viel mit Strenge und Struktur zu tun – in diesem Kurs hat aber Körperbewusstsein einen hohen Stellenwert, die Rituale sind nicht so streng, was ich sehr schätze. Was mir vor Beginn lang erschien – fünf Tage! – ist schnell vorbei.
Körperlich müde aber voll liebender Güte beenden wir den Kurs und das Schweigen mit einer Feedbackrunde. Die Meinungen und Empfindungen in der Gruppe sind unterschiedlich. Ob nun Zen und Metta kombinierbar sind, bleibt Ansichtssache. Gewiss kommen beide ohne einander aus, aber die Kombination hier hat für mich gepasst. Die innere Haltung, wohlwollend, friedfertig und freundlich mit mir und allen fühlenden Wesen umzugehen, werde ich definitiv weiter üben. Egal in welcher Form.

Annja S.

 

Zen und Metta-Meditation im Lassalle-Haus
16. - 21. Februar 2020
Kursleitung: Peter Widmer

 

 

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