12.08.2021 14:04
von Gast

«Ferien einmal anders»: Tragende Stille und inspirierende Selbstorganisation

Ich habe mich während der letzten Monate beruflich im Rahmen meiner Selbständigkeit in zahlreichen Mandaten unter beträchtlichen Druck gesetzt und beabsichtigte vor einer neuen, grösseren beruflichen Herausforderung bewusst eine Zäsur einzulegen, herunterzufahren und Energie zu tanken.

Das Lassalle-Haus ist seit Jahren eine meiner spirituellen Quellen und die Ausschreibung «Ferien einmal anders» sprach mich sogleich an. Da ich es ernst meinte mit dem Herunterfahren habe ich umgehend zwei Wochen gebucht.

Als ich Mitte Juli von Bern Richtung Zugerland in meine «anderen» Ferien reiste, hatte ich keine genaueren Vorstellungen, wie sich die zwei Wochen gestalten könnten, aber ein gutes Grundgefühl, dass es schon irgendwie passen wird. Dass während dieser zwei Wochen so viel ins Fliessen, Wachsen und Blühen kommen würde, hätte ich mir zuvor nicht vorstellen können.

Spiritueller Rahmen
Es gab einen Tagesrahmen, der von Anbeginn an gesetzt war: Morgens eine halbe Stunde Meditation mit Niklaus Brantschen mit anschliessendem gemeinsamen Frühstück in Stille. Mittags eine viertel Stunde Stille in der Kirche und abends einen gemeinsamen Tagesrückblick und -abschluss mit Meditationselementen. An drei Tagen der Woche bestand die Möglichkeit, an einem Gottesdienst teilzunehmen, welcher von den Feriengästen mitgestaltet wurde.

Selbstorganisiertes Programm
Das Tages- respektive Wochenprogramm innerhalb des erwähnten Rahmens entwickelte die Gruppe schrittweise gemeinsam und selbstorganisiert. Wir Feriengäste brachten unsere Wünsche ein und machten selbst Angebote. Ich habe gestaunt, wie daraus ein spannendes und äusserst vielfältiges Programm entstanden ist – und zwar in beiden Wochen. Hier einige Beispiele: Wir wanderten barfuss durchs feuchte Gras und tanzten zu verschiedensten Klängen. Wir machten Atemübungen, Chi gong, Yoga und Tango-Tai Chi. Es wurde im Ägeri- und Zugersee gebadet und wir bewunderten den Sonnenauf- sowie den -untergang. Es gab spannende Inputs, Führungen und Diskussionen zu verschiedenen Themen. Niklaus Brantschen berichtete über die Geschichte des Lassalle-Hauses und erzählte uns in farbigen Bildern und Episoden über seine persönliche Verbundenheit mit dem Lassalle-Haus, den Jesuiten und mit Zen.  

Offene Gruppe getragen durch stille Momente
Die Vielzahl und die Qualität der Angebote überraschten mich und waren ein Abbild der sehr divers zusammengesetzten und spannenden Gruppe. In beiden Wochen hatte ich zahlreiche berührende Begegnungen und tiefgründige Gespräche – und wir lachten viel! Ich war erstaunt, dass es in beiden Wochen zu keiner Gruppenbildung kam und bin überzeugt, dass vor allem der spirituelle Rahmen sowie die stillen Momente, aber auch die klare Organisation dazu beigetragen haben, dass die Gruppe diese Offenheit und Zusammengehörigkeit entwickeln konnte. Es hat sich gezeigt, dass diese Art von selbstorganisierten Ferien grosses Potenzial in sich birgt. Obwohl die Teilnahme an diesen Angeboten völlig freiwillig war, musste ich vor lauter Fülle aufpassen, dass ich mir genügend Raum und Stille nahm und nicht in einen Angebotskonsum verfiel.

Ich konnte während dieser zwei Wochen abschalten und herunterfahren, zugleich wurde ich inspiriert und aktiviert. Die «anderen» Ferien machten mich auch ein wenig zu einem «anderen» Menschen, der mir nähersteht.

Jürg F.

 

Dir und der Welt zuliebe. Ferien einmal anders im 2022

Nach den Ferien ist vor den Ferien. Die Daten für die Sommerferien 2022 stehen:  

Bilder: Geneva Moser

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